Friday 24 May 2019

An ‘Neunzehn Vierundachtzig’

Du warst das erste buch das ich las auf Deutsch,
fast das erste buch das ich las auf Englisch.
Das erste in meinem herzen.

Ich las dich erwartend raumschiffe oder ähnliches,
prä-geschlechtsverkehr, post-Kalter Krieg,
und so begannen die schmerzen.

Ich war in jener nische mit Winston Smith,
schmeckte den schlechten gin und gekochten kohl,
fühlte Grossen Bruders augen.

Der trümmerstaub flog meine nase hinauf,
ich streichelte Julias haare und hörte
ihre seufzer aufsteigen.

So viele male seitdem über den jahren
hast du meine träume eindringlich entzündet
während schlummernder stunden.

So viele nächte rannte ich mit Winston
und versteckte mich vor der Gedankenpolizei
auf ihren bösen runden,

als politisch korrekter doppeldenkender Neusprech
aus hirngewaschenen sprachröhrigen kehlen
über teleschirme sprang

und küchen, universitäten, ämter, köpfe füllten
mit nachrichten und ansichten, die eine maschine
der regierung sang

und die Kräftigen da oben zwängten und drückten
und prägten menschen. Gott sei dank, geht unsere welt
nicht so vorbei!

Gott sei dank, lag Orwell vollkommen falsch
und du bist nur eine fantasie,
nur plauderei!

Einmal, als ich in supermärkten jobbte,
hat ein mädchen dich in der kantine gelesen.
Mein herz füllte mit licht.

Dann brummte sie, “Es ist soweit ziemlich langweilig.
Ich lese es nur weil ich hörte, sie stecken
ratten auf sein gesicht.”